Am 08. Dezember 2023 hatten die Schülerinnen und Schüler der Staatlichen Fachoberschule, der Berufsschule und der Wirtschaftsschule, die außergewöhnliche Gelegenheit, den Zeitzeugen Abba Naor zu treffen. Sein Besuch sollte nicht nur einen historischen Einblick bieten, sondern auch die Kraft des Überlebens und der Menschlichkeit verdeutlichen.
Der Anfang eines langen Leidens
Herr Naor begann seinen bewegenden Vortrag mit einer Reise in seine Kindheit, die von den Schrecken des Holocaust geprägt war. Die Zeit im Ghetto von Kaunas, das sowohl von Stacheldrahtzäunen als auch von deutschen Polizisten umgeben war. Jener Ort zwang die Bewohner, den bekannten „Judenstern“ zu tragen, um sie von anderen unterscheiden zu können. Zusätzlich machte man die arbeitsfähigen Bewohner zu „Arbeitsjuden“, die in den Konzentrationslagern arbeiten mussten. Aber statt Bezahlung erhielten sie lediglich Lebensmittelrationen, die ein Überleben aller Einwohner nicht sichern konnten, da die Erwachsenen arbeiten mussten und sich sicher waren, dass sie nicht lebend wieder zurückkommen werden. Sie waren gezwungen, ihre Kinder zum Einkaufen zu schicken, in der Hoffnung, dass sie wohlbehalten und mit genug Nahrung zurückkehren würden. Aber es endete mit dem Tod der Kinder, und mit dem ersten Todesfall eines seiner Familienmitglieder, nämlich der Tod seines älteren Bruders.
Nach der Schließung des Ghettos wurden Herr Naor und seine restlichen Familienmitglieder, einschließlich der verbliebenen Bewohner in Konzentrationslagern gebracht, wo er von seiner Familie getrennt wurde, und schwere Zwangsarbeit verrichten musste. Daraufhin folgten weitere Konzentrationslager wie das KZ-Stutthof und ein Fußmarsch nach Dachau.
Somit ist Herr Naor auch einer der wenigen noch lebenden Zeugen des „Todesmarsches“ bei dem mindestens tausend Gefangene ums Leben kamen - wegen Krankheit, Unterernährung und Schwäche. „Wer zusammenbrach oder entkräftet stehenblieb, wurde erschossen“, so seine Worte zu diesem Aspekt als Zeuge dieses Geschehens.
Mangelndes Essen, fehlende Menschlichkeit und keine Familie, diese Entbehrungen, denen er ausgesetzt war, brachte er den Schülerinnen und Schülern der drei beruflichen Schulen näher.
Menschlichkeit bleibt erhalten
Den Todesmarsch überwunden und am Außenlager Dachau angekommen, mussten er und weitere Häftlinge zunächst die einfache Unterkunft selbst erbauen. Es folgten wiederum Zwangsarbeiten sowie Schikanen und Hunger, diese waren ein ständiger Begleiter. Obwohl kein Ende in Sicht war, behielten die Juden ihre Menschlichkeit, „Nachdem die Suppen ausgeteilt wurden, musste sich jeder umdrehen und der, der dran war, das Stück Brot zu bekommen, musste sich entscheiden, wer dieses zusätzlich verdiente und dieser bekam es auch.“
Schließlich kam es zum Ende dieser dunklen Periode seines Lebens, indem die amerikanischen Streitkräfte die Gefangenen befreiten. „Eigentlich haben mich die Amerikaner befreit“, mit dem Satz beendete er seinen Vortrag über diesen Abschnitt seines Lebens.
Botschaft der Bildung
Während seines Vortrags betonte Herr Naor die Wichtigkeit von Bildung, um sicherzustellen, dass die Grausamkeiten des Holocaust sich nicht wiederholen werden. Er rief dazu auf, die Vergangenheit zu verstehen, um eine bessere Zukunft aufzubauen. „Lernt. Werdet Politiker, gute.“
Der Besuch von Herrn Abba Naor war nicht nur eine Lektion der Geschichte, sondern auch eine inspirierende Erfahrung für die Schülerinnen und Schüler. Seine Lebensgeschichte und seine Botschaft hinterließen einen bleibenden Eindruck bei allen Anwesenden gleichermaßen.
Fatima Jaber, Vorklasse
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